Interview Renate Schwarz, Listenplatz 2

Du bist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Büro des Landtagsabgeordneten Jonas Weber. Was machst du da genau?

Im Wahlkreisbüro in Rastatt bin ich eigentlich für alles zuständig. Mit meiner Kollegin zusammen organisieren wir alle Termine, vor allem die im Wahlkreis von Jonas, aber auch die, die er im Landtag hat – Fraktions-, Ausschuss-und Plenarsitzungen. Es gibt noch einen Kollegen im Landtagsbüro, der sich um Details kümmert, aber einen groben Kalenderüberblick hab immer ich. Termine im Wahlkreis bereite ich auch inhaltlich vor. Die Anliegen der örtlichen Parteiorganisationen, alle Bürgeranfragen, Anliegen von Unternehmen werden im Wahlkreis bearbeitet, da bereiten wir die Antworten für den Abgeordneten vor. Ebenso Pressemitteilungen und Presseauswertungen.

Und das ist sozusagen dein Erwerbsjob?

Richtig.

Das klingt ganz schön umfangreich. Ansonsten bist du ja auch sehr aktiv in den Vereinen, im Hoftheater als stellvertretende Vorsitzende, im Heimatverein bist du…

…Mitglied ja, aber nicht so aktiv. Ich bin in vielen Vereinen, weil’s mich interessiert und weil ich die unterstützen will. Z.B auch den Angelsportverein – ich bin gar keine Anglerin! Ich weiß aber, dass die ganz viel im Bereich Gewässeruntersuchung und Naturschutz machen. Bin da auch immer auf der Mitgliederversammlung und hör mir das an. Ich denke, ich bin lieber in dem Verein und gebe denen regelmäßig den Beitrag für ihre Arbeit als dass ich immer mal wieder mit Spenden was unterstütze.

Und Trachtenkapelle? Spielst du denn ein Instrument?

Bin ich eben auch da drin, weil ich denke, die machen tolle Arbeit. Auch mit der Schule zusammen, mit der Bläserklasse. Ein Instrument spiele ich leider nicht, da bin ich als Kind nicht dazugekommen…

Außerdem bist du bereits Ortschaftsrätin in Muckenschopf.

Ja – seit 1989 durchgehend. 1989 wurde ich auch das erste Mal in den Gemeinderat gewählt, war die letzten 5 Jahre nicht im Gemeinderat, aber davor auch durchgehend.

Und Kreisrätin in Rastatt bist du auch…

Ja.

Kommst du aus Rastatt? Frage ich jetzt nur aus Neugier, weil ich selber da herkomme…

Nee – ich bin ja Bremerin. Bin in Bremen geboren und – da kann ich jetzt mal einen Schwenk machen – habe in Freiburg studiert, da hab ich meinen Mann kennengelernt, der kam aus Lichtenau. Und wir sind dann zusammen nach Muckenschopf gezogen.

So kommt man also nach Muckenschopf J

Richtig. Und dass ich Kreisrätin bin: der Kreistag ist zusammengesetzt aus dem ganzen Landkreis Rastatt und unser Wahlkreis umfasst Lichtenau, Ottersweier und Bühlertal. Und da bin ich für die SPD als Vertreterin im Kreistag in Rastatt.

Auf jeden Fall eine ganze Menge politisches Engagement. Und jetzt bist du aber für die Gemeinderatswahl auf der Liste MiTEiANDER? Wieso?

Es ist so, dass Gebhard Deibel von den Grünen und ich uns mal darüber unterhalten hatten, dass es bei der Kommunalwahl jetzt schwierig ist, Parteienlisten zu machen, weil immer weniger Leute sich bereit erklären zu kandidieren. Da haben Gebhard und ich überlegt: warum machen wir nicht einfach was zusammen? Unsere Vorstellungen sind nicht überall deckungsgleich, aber wir gehen in eine Richtung. Wir versuchen, eine offene Liste zu machen. Wir verstecken unsere Parteizugehörigkeit nicht, aber wir können auch zusammen und miteinander arbeiten.

Aber der Gemeinderat hat ja bereits eine Fraktionsgemeinschaft CDU/SPD, die zusammen 5 Gemeinderäte stellen…

Ja. Das war 2019 dem Umstand geschuldet, dass die SPD nur mit einer Person in den Gemeinderat gewählt wurde, die Jennifer Betzing, kein Parteimitglied. Da war dann das Angebot der CDU –damit sie von den Besprechungen der Fraktionsvorsitzenden auch Informationen erhält und zu den Fraktionssitzungen der CDU dazu kommen kann, damit sie auch ein bisschen Hintergrundinformation bekommt. Da waren wir auch dankbar, dass die das angeboten haben. Jetzt kandidiert Jennifer bei den Freien, sie kam vorher von der BFL…

Na sowas…..

Du bist auch noch ehrenamtlich tätig. Als Mitglied im Trägerverein Frauen- und Kinderhaus Baden-Baden und Rastatt – und im Flüchtlingshelferkreis.

Den hatten wir 2015/16/17 in der Stadt mal aufgebaut. Als damals die Flüchtlinge auf die Kommunen verteilt wurden, da haben wir gesagt, wir unterstützen. Dieser Flüchtlingshelferkreis ist ein wenig eingeschlafen… einige machen noch ganz individuell etwas. Ich auch.

Man kann wohl sagen, dass das Thema im Moment nicht so hoch im Kurs steht… Du hast u.a. zwei Frauen, die du direkt betreust

Ja – zwei Familien, also Frauen mit Kindern. Die eine habe ich kennengelernt, als sie in Lichtenau eingezogen ist. Die hat in Rastatt die Vorbereitungsklasse besucht – und da habe ich sie, weil ich ja jeden Tag auch nach Rastatt gefahren bin, morgens immer mitgenommen zur Schule. Das war nicht so ihre Welt… Sie ist dann schwanger geworden, ich hab sie durch die Schwangerschaft begleitet, alle Papiere erledigt. Sie hat dann jemanden kennengelernt, von dem auch noch 2 Kinder bekommen. Alle 3 Kinder – 7, 5 und 3 sind sie jetzt – kenne ich seit der Geburt. Und unterstütze sie bei der Sache mit Jobcenter, Landratsamt, Kindergarten, Schulanfänger, Arzttermine, alles.

Ist das viel Papierkram?

Jo!…      Und  die andere Familie – die mit den 5 Kindern, die ist hergekommen aus Muggensturm, weil sie gehört hat, dass hier jemand gut hilft. Da hat sie den Antrag gestellt, hierher zu kommen. Mit damals drei Kindern. Das vierte Kind – 2017 geboren – kenne ich auch seit der Geburt. Und die fünfte Tochter ist eben im August geboren.

Und sind die beiden Frauen via Schleuser oder so hierhergekommen?

Das kann ich dir nicht ganz genau sagen, weil sie nicht so viel darüber erzählen.

Ich stell mir das furchtbar vor –  Frauen auf der Flucht sind doch echt Freiwild…

Die Vermutung liegt nahe. Eine Jugendliche ohne Eltern – eine junge Frau, die hier mit ganz kleinen Kindern ankommt… Aber was ganz Schönes habe ich dadurch auch erlebt: ich bin die ‚Oma‘ von den Kindern – und das macht sehr viel Spaß!

Und es gibt anderes Schönes:  ich hatte eine syrischen Mann in Greffern begleitet, die Frau nachgekommen, auch geflüchtet über etliche Stationen. Die Familie wohnt jetzt in Rastatt, hat ein Kind, verdient ihren eigenen Unterhalt, braucht nichts mehr! Da ist aber auch die Grundlage ein bisschen anders gewesen, weil beide eine sehr gute Ausbildung schon hatten und im Beruf gearbeitet haben. Die haben sich auch dahinter geklemmt, denen hat man mal was gezeigt, welche Ämter, wohin, was machen – und dann haben die das auch selber auf die Reihe gekriegt. Alle drei sind jetzt Deutsche!

Das ist bestimmt ein tolles Gefühl, sie so weit begleitet zu haben!

Ja.  

Dein Engagement in dem Bereich: hat das auch ein bisschen was mit deiner Leidenschaft zu reisen zu tun?

Ja. Weil mich andere Länder interessieren. Mich interessiert, wie leben andere Menschen. Das war auch schon vor dem großen Engagement so, dass ich einfach gerne reise, gerne mir das anschaue und in jedem Land gesehen habe: die Leute wollen friedlich leben, die Leute wollen genug zu essen und zu trinken haben, sie wollen ein schönes Umfeld haben, ob Familie oder Freunde. Und das verbindet uns alle! Auf der ganzen Welt.

Aber man lässt sie nicht?

Die Bedingungen sind sehr unterschiedlich. Und wie jeder damit umgeht – da kann ich keinen verurteilen – außer wenn Gewalt im Spiel ist. Aber ansonsten macht jede und jeder das, was in ihrem Umfeld am einfachsten ist, was man umsetzen kann unter den Bedingungen, unter denen man lebt.

Hast du für dieses Jahr – also nach den Kommunalwahlen – denn eine Reise geplant?

Im Moment weiß ich’s noch nicht so ganz genau, ich hab mal Bhutan angeschaut, da war ich noch nicht. Es gibt Länder, da wollte ich gerne hin – Jemen: geht nicht mehr – Mali: geht nicht mehr. In Ecuador, Bolivien und Peru, da war ich schon – was jetzt auch nicht mehr so geht… Vielleicht nochmal von Südamerika den nördlichen Teil: Venezuela oder Mittelamerika. Mongolei möchte ich noch gerne. Tibet auch, da hab ich aber noch so meine chinesischen Bedenken…

Hast du denn zuhause so einen Globus, wo du überall Fähnchen drin stecken hast?

Nein, keinen Globus! Ich habe eine Weltkarte an der Tür hängen – und da sind die Pins drin!

Das war so dass, was ich vorbereitet habe – danke, Renate! Gibt es darüber hinaus etwas, was ich unbedingt noch fragen sollte?

Da fällt mir jetzt schwer, dir ne Frage in den Mund zu legen J

Wir haben uns dann noch eine ganze Weile unterhalten, Renate und ich. Und unter anderem erzählte Renate mit viel Humor von ihrem beruflichen Werdegang. Hört einfach mal rein!