Interview Ira Wäldele, Listenplatz 4

Ira – du bist eine Fußballmama. Da holt man sich gerne mal einen Sonnenbrand beim Anfeuern…
Richtig! Die ersten Frühlingssonnenstrahlen hatten ganz schön Power! Aber inzwischen ist es schon fast braun geworden…
Wie viele deiner 4 Kinder kicken denn?
Es spielen tatsächlich alle Fußball, bis auf einen unserer Söhne. Er betreibt Kampfsport beim Samurai Lichtenau, genau wie Sophie [Bayer, s.a. Kandidierende].
Und dein Mann spielt auch?
Der hat früher gespielt, trainiert jetzt aber zusammen mit unserer Tochter die E-Jugend vom SV Ulm. Im Prinzip sind wir alle in irgendeiner Form aktiv beim SV Ulm. Sowohl als Spieler, Trainer oder so wie ich als Elternvertreterin. Das heißt ich unterstütze die Jugendleitung z.B. bei der Bewirtung an den Spiele-Tage der Jugend oder auch am Jugendsportfest oder beim Jugendcamp am Ferienprogramm.
In Sachen Fasnacht bist du auch ziemlich aktiv?
Ja, genau. Jürgen und ich sind Gründungsmitglieder der Lichtenauer Ziegeböck. Den Verein gibt es inzwischen seit 23 Jahren und ich war dort lange Zeit Schriftführer und Jürgen Kassierer. Inzwischen ist es für mich einfach eine schöne Ablenkung vom Alltag. Mal abschalten, nicht so viel denken…einfach tanzen und Musik hören, was mir unheimlich viel Spaß macht. So lange die Jungen mich noch mitnehmen, bin ich dabei 😉
Dein Mann ist ja bereits im Gemeinderat. Und du – willst jetzt nachziehen?
Ja! Schau mer mal… wenn’s reicht! Inzwischen dürften wir ja auch beide in den Gemeinderat einziehen. Ich finde, wir würden uns da beide sehr gut ergänzen. Jürgen denkt mehr nach als ich und hat vermutlich auch mehr Daten und Fakten im Kopf. Ich dagegen bin tatsächlich eher ein Macher. Ich seh irgendwo was, was mir nicht passt und dann versuch ich’s zu ändern. Am besten gleich – oder gestern. Da kann ich manchmal auch ziemlich penetrant sein. Ich gehe vermutlich mit ein bisschen weniger Sachverstand an Dinge ran, dafür mit umso mehr Herzblut, wenn ich etwas bewegen will.
Und mit einer großen Portion Spontaneität…
Genau! Ich bin leider nicht so sehr verwaltungstechnisch veranlagt, was für mich bestimmt die größte Hürde sein wird. Ich finde, manchmal sollte man einfach machen, statt immer alles bis ins letzte Detail von der Bürokratie bestimmen zu lassen.
Was sind denn so deine Anliegen?
Mir ist es wichtig zuzuhören, was die Lichtenauer Bürger gerne möchten. Es geht im Gemeinderat schließlich nicht um mich und was ich will, sondern um die Belange der Bürger. Deshalb ist es mir wichtig, allen zuzuhören, egal welches Alter. Unsere Kinder und Jugendliche sollen sich wohlfühlen, ebenso wie die ältesten Bürger Lichtenaus.
ÖPNV-Verbindungen – wie ist denn da so der aktuelle Stand?
Im Grunde hat sich gerade beim ÖPNV schon was verbessert. Von Lichtenau aus kommt man zumindest ganz gut nach Bühl oder nach Rastatt und von dort aus weiter nach Karlsruhe. Was aber gänzlich fehlt, ist die direkte Anbindung Richtung Achern – und auch Richtung Kehl ist es nicht optimal. Kinder, die im Ortenaukreis zur Schule gehen (Rheinbischofsheim, Sasbach, Achern) haben da leider noch immer keine gute Anbindung. Das sollte unbedingt verbessert werden.
Und ärztliche Versorgung, ist die hier gegeben?
Die Lichtenauer Ärzte sind tatsächlich alle schon nahe am Rentenalter oder sogar schon darüber. Eine junge Ärztin ist zum Glück bei Dr. Nguyen in Lichtenau mit eingestiegen. Aber sie alleine kann es wohl kaum auffangen, wenn alle anderen dann in den Ruhestand gegangen sind.
Du selbst arbeitest ja auch – mit 4 Kindern!
Ja, ich bin Krankenschwester mit Leib und Seele, habe aber nach über 20 Jahren dem Krankenhaus den Rücken gekehrt und bin in einer Arztpraxis gelandet, die gerade auf einem wirklich tollen Weg ist. Ich bin erst vor kurzem dort eingestiegen, in einer Zeit der völligen Umstrukturierung dort, was nicht immer leicht ist. Aber wenn das Ergebnis später stimmt, dann hat es sich hoffentlich gelohnt. In der Praxis arbeiten mehrere junge und ältere Ärzte, so dass es, bis auf ganz wenige Ausnahmen, kaum Schließtage gibt.
Meine Aufgaben in der Praxis sind sehr vielfältig, unter anderem mache ich „nicht-ärztliche Hausbesuche“, was ich wirklich eine gute Sache finde! Ich fahre zu den Patienten nach Hause, nehme Blut ab, mache Verbände, oder was eben anfällt. Im Wechsel mit dem Arzt, damit auch er Kontakt zum Patienten hat.
Ein Schritt in die richtige Richtung…
Ja, genau! Wenn immer weniger Ärzte da sind – und die Leute immer älter werden… tatsächlich steckt das Konzept aber noch ein bisschen in den Kinderschuhen. Aber grade hier auf dem Land ist das wirklich eine super Sache und wäre auch für Lichtenau eine tolle Möglichkeit. Ich bin der Meinung, man hat hier tatsächlich einiges verpasst. Als das Haus Margarethe gebaut wurde und immer noch mehr Neubaugebiete – da hätte man sich mal überlegen müssen: Wie sieht es mit der ärztlichen Versorgung aus? Gibt es genügend Kindergartenplätze? Zu diesem Zeitpunkt wäre es wichtig gewesen, nicht nur Wohnraum sondern auch Infrastruktur zu schaffen, z.B. ein ärztliches Versorgungszentrum. Das sind Themen, die mir einfach wichtig sind und für die ich kämpfen möchte!
Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer ist ebenfalls ein Thema. Wir hatten es eben schon davon: die Hauptstraße vor der Abzweigung nach Moos zu überqueren, ist ja echt ein gefährliches Unterfangen. Wenn ich mir vorstelle, mit Rollator z.B. …
Ja, das ist bei uns zu Hause tatsächlich Dauerthema, weil wir natürlich am Brennpunkt wohnen und mehrmals täglich zu Fuß oder mit dem Fahrrad an der Orlemann-Kreuzung verzweifeln. Eines der Probleme, die ich mit meinem ganz eigenen Pragmatismus versuche anzugehen, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Am Schmutzigen Donnerstag habe ich unter anderem ein Plakat am Rathaus befestigt und einen mobilen Zebrastreifen gebastelt, um den Leuten, als Ziegenbock verkleidet, über die Straße zu helfen. Leider kämpfen in Lichtenau meiner Meinung nach viel zu wenige öffentlich für ihre Interessen. Bessere Querungsmöglichkeiten an der Hauptstaße, Tempo 30, mehr Achtsamkeit für Fußgänger und Radfahrer. Ich würde mir mehr Unterstützung von Seiten der Bürger wünschen und frage mich oft, ist es den anderen wirklich alles völlig egal? Ich bin mir sicher, wenn sich viele zusammentun würden, dann bekäme man manches eher durchgesetzt. Frei nach dem afrikanischen Sprichwort: „Wenn viele kleine Leute, an vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, können wir das Gesicht der Welt verändern.“ Ich glaube da ganz fest daran. Man kann viel bewegen, wenn man einige findet, die sich für eine Sache begeistern. Deshalb möchte ich auch schon jetzt darauf hinweisen, dass Ende Juni wieder STADTRADELN sein wird. Auch hier wird bezweckt, dass viele zumindest eine Zeit lang auf das Fahrrad umsteigen und vielleicht weniger ins Auto. Ein kleines Zeichen für unser Klima. Auch hier müssen wir in Lichtenau dringend anpacken und uns für die Zukunft rüsten!