Bonusinterview Dr. Katrin Korth, Listenplatz 1

Unsere Spitzenkandidatin Dr. Katrin Korth beschäftigt sich in ihrem Beruf mit Stadtentwicklung, Freiräumen, Parks und Kinderspielplätzen, mit besseren Bedingungen für den Fuß- und Radverkehr mit Klimaanpassung. Sie ist Expertin für Statdentwicklungsprozesse und Bürgerbeteiligung. Wir sind deshalb froh, dass sie auf unserer Liste kandidiert. Sie bereichert unsere Themenschwerpunkte gut und vor allem kann sie den Blick über den Tellerrand, denn sie kennt viele Städte in Baden-Württemberg und darüber hinaus.

Ihre (nicht nur) private Leidenschaft ist ihr großer Garten, in dem es immer viel zu tun gibt. In diesem Frühjahr hat sie ein besonderes Staudenbeet angelegt. Sie hat dafür Pflanzen ausgesucht, die besonders gut mit Trockenheit und Hitze auskommen und damit besonders für den fortschreitenden Klimawandel geeignet sind.

Im Interview redet sie über noch mehr Themen als den Garten: über Klimwandelanpassung, neue Baumarten und begrünte Höfe und Vorgärten. Hört gern rein.

Im Garten gibt es viele Sitzplätze, aber meiestens ist zu wenig Zeit für Müßiggang. Hier eine seltene Ausnahme mit Henne Helga, einem Duffner Haubenhuhn, die den Garten auch sehr interessant findet.

Interview Margot Schneider-Söllner, Listenplatz 9

Du bist ja ein Diplom-Ingenieur, Margot. Gibt es davon auch eine weibliche Form?

Ja, da gibt es auch eine weibliche Form. Aber ich lege da keinen großen Wert drauf. Und deswegen bezeichne ich mich nach wie vor als Diplom-Ingenieur, das habe ich damals studiert, so steht es auf meiner Diplom-Urkunde, damals hat man das nicht gemacht. Ich lege deswegen keinen großen Wert drauf, weil ich mein ganzes Ausbildungs- und Berufsleben in einer sehr männerdominierten Welt zugebracht habe und hab das nicht als hilfreich oder notwendig erachtet.Nnicht, weil es ein Statement sein soll, sondern weil es für mich keine Bedeutung hat.

Aber bei der Stadträtin, da ist das schon irgendwie wichtig?

Also ich bemüh mich ja schon. Ich bemüh mich um gendergerechte Sprache, benutze gewisse Ausdrücke. Hab mich lang ein bisschen dagegen gewehrt, jetzt üb ich’s ein bisschen. Es ist mir nicht in die Wiege gelegt, aber ich mach’s – und es ist auch ok. Ich seh das alles überhaupt nicht dogmatisch, weder in die eine noch in die andere Richtung.

Und es ist ja auch kein Verbrechen, wenn man sich mal vertut… Wie lange bist du schon im Gemeinderat?

Ich war jetzt diese Legislaturperiode drin, also jetzt sind’s knapp fünf Jahre. Ich hab damals auf der Grünen-Liste kandidiert und bin allerdings über ein Überhangmandat reingekommen.

Durch die unechte Teilortswahl.

Ja, ganz genau. Und ich wusste auch nicht wie mir geschieht, denn ich dachte einfach nur, ich helfe den Grünen ein paar Stimmen mehr zu kriegen. Und schwuppdiwupp war’s dann passiert… Bin seitdem im Gemeinderat, eben in der Fraktion der Grünen. Es gibt natürlich Themen, die im Gemeinderat nicht besonders grün sind. Wir waren auch immer so ein bisschen Außenseiter bei vielen Themen, wobei ich jetzt der Meinung bin, es hat sich da was zurecht gerüttelt in den letzten zwei Jahren. Immer wieder mal [werden] Themen [aufgeworfen], die ich jetzt erst mal so aus der grünen Ecke vertreten sehen würde.  Und die kommen dann von den anderen Fraktionen. Ob es  nachhaltige Waldwirtschaft ist oder Bodenversiegelung oder Blühstreifen – dann kommt das aus den anderen Fraktionen und dann denk ich, na guck an, da tut sich ja was! Das hat mich dann immer sehr gefreut.

Steter Tropfen höhlt den Stein… Ihr tagt einmal monatlich?

So etwa.

Und wie geht’s da so zu? Geht ihr sorgsam miteinander um?

Ich würde sagen, überwiegend respektvoll. Nicht immer ist es ganz respektvoll gegenüber der Stadt und der Verwaltung, ich hab manchmal das Gefühl, da sind größere Friktionen. Es ist halt auch eine Sache der Themen, die bearbeitet werden im Gemeinderat. Vieles ist im Prinzip getrieben durch Themen, die die Verwaltung der Stadt bearbeiten muss. Dann beschäftigt man sich mit den Sachen, die einem halt vorgelegt werden. Für mich war es ein bisschen ernüchternd, dass man gar nicht so viel Gestaltungsmöglichkeit hat wie ich eigentlich mal gedacht habe. Viel ist schon vorgegeben, ausgeplant vorgelegt  – und es gibt dann nur noch die Entscheidung Ja-Nein/Dafür-nicht dafür. Der Gestaltungsrahmen ist kleiner als ich’s gedacht hab.

Und von wem kommen dann die Vorgaben?

Oftmals von Gesetzgebungen, Beispiel ‚Es sind so und so viele Geflüchtete aufzunehmen, wie verteilen wir die‘. D.h. da muss man sich einfach drum kümmern, da gibt’s keine andere Option. Oder es muss eine Fischtreppe gebaut werden, damit die Acher durchgängig wird. Da muss ein Angebot gemacht werden, es muss ein Ingenieursbüro beauftragt werden. Oder die Feuerwehr braucht ein neues Rettungsboot… Das sind so die Themen, die werden so vorgegeben. Man hätte vielleicht schon die Möglichkeit, selber noch mehr reinzubringen durch Anträge, die Verwaltung damit zu beauftragen. Haben wir aber, aus welchen Gründen auch immer, nicht sehr viel gemacht. Also weder wir noch die anderen Stadträte. Alles wird wirklich sehr viel von den Themen getrieben, die von der Gesetzgebung, den Behörden heruntergekommen sind… So ist das.

Das klingt tatsächlich ernüchtert.…

Das ist ernüchternd. Wir haben einen Antrag eingereicht, da ging’s damals um das Ausrufen des Klimanotstands als Stadt Lichtenau. Da ist man so gegen die Wände gelaufen, das wurde aus dem Gemeinderat sowas von abgebügelt, die hatten gar kein Verständnis dafür. Wenn man‘s heute machen würde, wär’s vielleicht anders.

 

Also – ich hab ja gehört, dass der Herr Greilach gesagt hat: Lichtenau, die Solarhochburg – oder so.

 

Wir heißen ja Solarkommune! Aber da geht schon lange nicht mehr viel vorwärts, seit damals eine der ersten Solaranlagen auf das Schuldach gebaut worden ist. Also wenn man sich die Turnhalle anschaut… Aber man denkt ja jetzt über Photovoltaik auf dem Ulmer Baggersee nach. Da laufen Überlegungen, aber man muss noch warten, bis die Gesetzeslage so ist, dass man es gut als Projekt durchführen kann.

 

Was mich wundert: ich wohne in der Waldstraße [in Scherzheim]. Und wir haben da ja diese Riesenbaustelle, jetzt seit Monaten schon. Und ich frage mich, wie sowas zustande kommt. Da fahren ein paar Autos – und ein paar Fahrradfahrer. Und natürlich Herrn Kientzens Maislaster! Warum muss man da so ein Riesenprojekt machen?

 

Ja, da habe ich mich auch erkundigt. Also ein paar Leitungen in dieser Straße müssen erneuert werden. Jetzt gibt es wiederum eine Gesetzgebung, die besagt: wenn man schon irgendwo aufreißt, dann müssen auch noch Leitungen für zukünftige neue Energieversorgung, dann muss alles mitgemacht werden – und durch solche Zusatzanforderungen wird das dann auf einmal ein Riesending! Und jetzt, so sagte man, ist dieser ganze Aushub von Teer teilweise kontaminiert. Also kleine Einschlüsse. Jetzt müssen sie in verschiedenen Containern lagern, jetzt müssen die getrennt voneinander beprobt werden, um die Entsorgung zu [regeln]. Man darf das nicht einfach klein schreddern und irgendwo verfüllen. Und so weiter und so fort… Da kommen durch ganz viele Regularien Sachen rein, gegen die kann man sich gar nicht verwehren. Abfallgesetz, Energieversorgungsgesetz – es kommt alles zusammen. Und auf einmal wird das ein Monster.

 

Stichwort ‚Bürgerbeteiligung‘: ist das auch dein Thema?

 

Bürgerbeteiligung, doch – und zwar insofern, dass mich das immer ein bisschen stört, dass die Dinge oftmals schon vorbereitet sind. Da auch ein kleines Beispiel: die Raiffeisengenossenschaft, jetzt hat man das Ding gekauft. Dass da irgendwas passieren muss, ist jedem klar. Aber dann wurde jetzt einfach schon mal ein Konzept erstellt von einem Ingenieursbüro –und das wurde dem Gemeinderat vorgestellt. Und ich finde das verfrüht, da kann man erst mal eine Bürgerbeteiligung machen und fragen: ‚Was wollt ihr eigentlich? Habt ihr Ideen? In welche Richtung soll es denn gehen?‘. Soll es jetzt ein Spielplatz werden oder soll das Gebäude erhalten bleiben und wir machen ein Vereinsheim draus. Oder soll das Ganze renaturiert werden. Überhaupt erst mal gucken, was wollen denn die Leute. Leider wird solchen Dingen immer vorgegriffen durch vorgeeilte Planungen. Die kosten ja auch Geld –und wenn es dann nicht ist, was man will, dann zahlt man’s zweimal oder womöglich dreimal. Und mir fehlt tatsächlich das Abklopfen der Interessen der Bevölkerung. Entweder über den Gemeinderat oder die Bevölkerung direkt. Bevor man Planungen angeht. Das ist jetzt das, was ich so mitgenommen hab aus dieser Zeit [im Gemeinderat], aber hab ich auch eine Weile gebraucht, bis ich das kapiert hab! Jetzt sehe ich immer mehr: ist schon alles durchgeplant, Scherzheim durchgeplant, Bushaltestellen, alles fix und fertig – aber vorher vielleicht mal geschaut mit Radfahrverkehr und so weiter? Hat man nicht. Das ist das, was ich persönlich mit in die nächste Runde nehmen würde: ich würde sehr viel mehr auf frühe Bürgerbeteiligung pochen.

 

Das wäre ein guter Schritt! Du wünschst dir für Lichtenau ein attraktives und einladendes Ortsbild. Wo würdest du denn da ansetzen? Oder bist du mit dem Ist-Zustand zufrieden?

 

Na ja – es ist keine ganz große Katastrophe, aber es gibt wirklich viel Luft nach oben. Man tut sich immer schwer, irgendwie Einkaufsmöglichkeiten zu halten in solchen Städtchen. Das ist sehr, sehr schwer mittlerweile. Aber es gibt ein paar spezifische Dinge, die ich in Lichtenau vermisse. Das Erste ist: wir haben hier Bäche und Brücken, und ich finde das ist ein wirklich hohes Gut in einem Dorf (ich find nach wie vor, dass wir ein Dorf sind, auch wenn wir Stadt heißen Lichtenau)…

 

Venedig an der Acher J …

 

Ja J… Das ist ein wirklich hohes Gut, wenn man eine Wasserstraße im Ort hat. Da kann man so viele tolle Sachen machen. Man kann die attraktiv gestalten, man kann sie zugänglich machen, man kann sie ins Ortsbild einfügen. Das ist leider nie so im Fokus gewesen. Es gibt wenig Spazierwege entlang der Bäche, sie [die Acher] wird einbetoniert an vielen Stellen. Man macht jetzt die Fischtreppe – das ist eine richtig teure Geschichte, kostet richtig viel Geld – und es gibt noch kein Konzept, wie man das zugänglich machen kann. Zur Bildung, zum Naturschutz, zur Beobachtung. Wir machen da zu wenig!

Das Zweite ist: wir haben ein unglaublich aktives Vereinsleben in Lichtenau, und trotzdem  – für junge Menschen, die nicht in Vereinen sind, keine Möglichkeit. Und wir haben zu wenig Möglichkeit, jung und alt zusammenzubringen. Das vermisse ich ein bisschen. Der Kindergarten ist hier, das Altersheim dort. Auseinander. Meine Vision wäre immer, das zusammenzubringen. Als man dieses Wohngebiet da hinten gemacht hat, hätte ich gesagt: da eine Wohnmöglichkeit für alte Leute plus einen Kindergarten direkt nebendran. So eine Integration mit Begegnungsflächen, Begegnungsmöglichkeiten würde ich mir wünschen – da haben wir noch wirklich viel Luft nach oben.

 

Unsere Unterhaltung über dieses letzte Thema, über Baugebiete, über den Sinn und Zweck von Warentauschtagen und Flohmärkten (am 1.Juni gibt es einen von der Liste MiTEiNANDER – das Wetter sei gnädig!) und das, was für die kommende Legislaturperiode für Magot besonders wichtig wäre durchzusetzen, könnt ihr hier im Original hören – Prädikat: erfrischend!

Interview Reinhard Link, Listenplatz 12

„Eichkönig vom Muckenschopfer Wald“, Reinhard – „Seufz“ schreibst du auf der Website der Liste MiTEiNANDER. Erklär mir doch als nicht ganz Einheimische, was es damit auf sich hat?

Das ist in der Lichtenauer Gemarkung und darüber hinaus der stärkste Baum, der Baum mit dem größten Umfang. Und der heißt Eichkönig. Also wenn man von Muckenschopf durch den Wald nach Gamshurst fährt. Ein ganz imposanter Baum. Da ist auch eine Tafel daneben, da ist das erklärt, wieviel LKW Holz das gäbe, wie alt der ist – und das ganz Doofe ist: der stirbt jetzt. Nach ungefähr 350 Jahren kränkelt er massiv.

Und außerdem sammelst du Schnecken. Du meinst aber wahrscheinlich nicht diese rotbraunen Nacktschnecken?

Doch, ich meine genau die! Das ist jetzt kein Hobby von mir – das ist eine Arbeit. Wenn ich im Garten was ernten will, dann muss ich… Denen schmecken halt viele Pflanzen.

Und du sammelst die dann ein? Da hab ich ja auch schon von anderen Methoden gehört…

Ja, ich sammle die ein und dann fahre ich sie in ein Maisfeld. Und kipp‘ sie dann weg.

Das fressen sie dann wahrscheinlich nicht.

Nee, das fressen sie nicht…

Du bist auch ein Verfechter von ehrenamtlichen Engagement.

Ja, ich mach selber ein bisschen was. Und wenn ich jetzt noch ein knappes Jahr arbeite und dann mehr Zeit habe, dann ist auch so die Frage, was will ich noch machen. Und es gehen ja jetzt die geburtenstarken Jahrgänge in Rente, d.h. es sind eigentlich viele da, die dann vielleicht ein bestimmtes Potential haben, bestimmte Interessen und Kompetenzen. Und das man das nutzen könnte. Vielleicht auch müsste, denn in manchen Bereichen ist bezahlte Arbeit ja auch von der Finanzierung her schwierig oder man hat einfach keine Leute. Und da könnten Ehrenamtliche etwas aushelfen. Bei der Tafel z.B. – wenn die keine Ehrenamtlichen hätten, könnten die ihre Arbeit ja so nicht leisten.

Und an was denkst du da genau?

Ich hab mich da für mich noch nicht so festgelegt. Es könnte mir Spaß machen, regelmäßig in den Kindergarten zu kommen und vorzulesen. Oder bei Bedarf spielerisch ein Sprachtraining mit Kindern zu machen. Oder so was Ähnliches in den Schulen. Die haben sich ja jetzt auch geöffnet. Da habe ich neulich im Amtsblatt gelesen, dass die Rektorin die Leute auffordert, sich  einzubringen, in der Schulbibliothek oder im Schulgarten. Mit Kindern und mit Lehrern im Unterricht sowas zu machen, fände ich schön. Dass das so aufgebrochen ist – nicht nur die Lehrer und die Schüler, sondern einfach auch die Leute, die da leben, machen mit. Oder auch in der Seniorenarbeit. Hier [im Seniorenheim] gibt es ja so eine Rikscha, die ist aber jetzt kaputt und aufwändig zu reparieren. Dabei macht das den Bewohnern Spaß – und ich würde sie schon mal damit rumfahren. Aber auch gerne etwas kontinuierlicher machen. Vielleicht, wenn das ginge, dass man in Lichtenau so etwas wie einen Pool an Ehrenamt, ein Netzwerk [aufziehen könnte]

Ist das das, was du mit der Anlauf-Koordinierungs-Empowerment-Stelle meinst?

Für eine Kommune wie Lichtenau ist das schwer. In Bühl oder etwas größeren Städten könnte sowas entstehen. Die haben ja fürs Ehrenamt von der Kommune jemanden, der sich da kümmert und der versucht, was aufzubauen. Im Seniorenbereich gibt es ein Seniorenbüro und einen Seniorenrat. Alles etwas runtergebrochen auf so eine kleine Kommune wie Lichtenau… Das kann viel an Erfüllung bringen, es geht ja nicht ums Geldverdienen, sondern um ein gutes Miteinander! Ich bin jetzt vom Organisieren her nicht der Fähigste, aber ich würde mich dort praktisch einbringen. Eine Kerngruppe von Leuten und darum dann sowas wie Satelliten, also ein Netzwerk von Leuten, die dann sagen: ich helf mal im Kindergarten oder ich mach was im Bauhof, wenn die Not am Mann haben – alles Mögliche, ganz breit. Wir hatten es ja auf ein paar unserer Veranstaltungen, was bürgerschaftliches Engagement hervorbringen [kann]. Wenn die Leute mitgenommen werden. Man könnte einladen und es kommen 20, 30 Leute und da filtert sich dann was raus. Mit den Leuten macht man sich dann auf den Weg und baut auf und entwickelt.

Also eine Privatinitiative…

Ja. Aber um jetzt nochmal den Bogen zu schlagen zur Kommunalwahl: die Kommune sollte das mit ihren Kräften unterstützen. Die müsste Räumlichkeiten zur Verfügung stellen, soll das begleiten. Nicht mit einer Stelle, das wäre ja utopisch. Aber jemand vom Amt mit ein bisschen Budget, um das bürgerschaftliche, ehrenamtliche Engagement zu begleiten und zu unterstützen. Es gibt ja schon was, Besuchsdienste von der Kirche z.B. Aber wie gebündelt das ist… Da ist auf jeden Fall noch Luft nach oben.

 

Was Reinhard in Sachen Ehrenamt heute schon tut, was er beruflich macht und was er sich für die Liste MiTEiNANDER erhofft, dazu hört Reinhard einfach mal im O-Ton.

 

Interview Ira Wäldele, Listenplatz 4

Ira – du bist eine Fußballmama. Da holt man sich gerne mal einen Sonnenbrand beim Anfeuern…
Richtig! Die ersten Frühlingssonnenstrahlen hatten ganz schön Power! Aber inzwischen ist es schon fast braun geworden…
Wie viele deiner 4 Kinder kicken denn?
Es spielen tatsächlich alle Fußball, bis auf einen unserer Söhne. Er betreibt Kampfsport beim Samurai Lichtenau, genau wie Sophie [Bayer, s.a. Kandidierende].
Und dein Mann spielt auch?
Der hat früher gespielt, trainiert jetzt aber zusammen mit unserer Tochter die E-Jugend vom SV Ulm. Im Prinzip sind wir alle in irgendeiner Form aktiv beim SV Ulm. Sowohl als Spieler, Trainer oder so wie ich als Elternvertreterin. Das heißt ich unterstütze die Jugendleitung z.B. bei der Bewirtung an den Spiele-Tage der Jugend oder auch am Jugendsportfest oder beim Jugendcamp am Ferienprogramm.
In Sachen Fasnacht bist du auch ziemlich aktiv?
Ja, genau. Jürgen und ich sind Gründungsmitglieder der Lichtenauer Ziegeböck. Den Verein gibt es inzwischen seit 23 Jahren und ich war dort lange Zeit Schriftführer und Jürgen Kassierer. Inzwischen ist es für mich einfach eine schöne Ablenkung vom Alltag. Mal abschalten, nicht so viel denken…einfach tanzen und Musik hören, was mir unheimlich viel Spaß macht. So lange die Jungen mich noch mitnehmen, bin ich dabei 😉
Dein Mann ist ja bereits im Gemeinderat. Und du – willst jetzt nachziehen?
Ja! Schau mer mal… wenn’s reicht! Inzwischen dürften wir ja auch beide in den Gemeinderat einziehen. Ich finde, wir würden uns da beide sehr gut ergänzen. Jürgen denkt mehr nach als ich und hat vermutlich auch mehr Daten und Fakten im Kopf. Ich dagegen bin tatsächlich eher ein Macher. Ich seh irgendwo was, was mir nicht passt und dann versuch ich’s zu ändern. Am besten gleich – oder gestern. Da kann ich manchmal auch ziemlich penetrant sein. Ich gehe vermutlich mit ein bisschen weniger Sachverstand an Dinge ran, dafür mit umso mehr Herzblut, wenn ich etwas bewegen will.
Und mit einer großen Portion Spontaneität…
Genau! Ich bin leider nicht so sehr verwaltungstechnisch veranlagt, was für mich bestimmt die größte Hürde sein wird. Ich finde, manchmal sollte man einfach machen, statt immer alles bis ins letzte Detail von der Bürokratie bestimmen zu lassen.
Was sind denn so deine Anliegen?
Mir ist es wichtig zuzuhören, was die Lichtenauer Bürger gerne möchten. Es geht im Gemeinderat schließlich nicht um mich und was ich will, sondern um die Belange der Bürger. Deshalb ist es mir wichtig, allen zuzuhören, egal welches Alter. Unsere Kinder und Jugendliche sollen sich wohlfühlen, ebenso wie die ältesten Bürger Lichtenaus.
ÖPNV-Verbindungen – wie ist denn da so der aktuelle Stand?
Im Grunde hat sich gerade beim ÖPNV schon was verbessert. Von Lichtenau aus kommt man zumindest ganz gut nach Bühl oder nach Rastatt und von dort aus weiter nach Karlsruhe. Was aber gänzlich fehlt, ist die direkte Anbindung Richtung Achern – und auch Richtung Kehl ist es nicht optimal. Kinder, die im Ortenaukreis zur Schule gehen (Rheinbischofsheim, Sasbach, Achern) haben da leider noch immer keine gute Anbindung. Das sollte unbedingt verbessert werden.
Und ärztliche Versorgung, ist die hier gegeben?
Die Lichtenauer Ärzte sind tatsächlich alle schon nahe am Rentenalter oder sogar schon darüber. Eine junge Ärztin ist zum Glück bei Dr. Nguyen in Lichtenau mit eingestiegen. Aber sie alleine kann es wohl kaum auffangen, wenn alle anderen dann in den Ruhestand gegangen sind.
Du selbst arbeitest ja auch – mit 4 Kindern!
Ja, ich bin Krankenschwester mit Leib und Seele, habe aber nach über 20 Jahren dem Krankenhaus den Rücken gekehrt und bin in einer Arztpraxis gelandet, die gerade auf einem wirklich tollen Weg ist. Ich bin erst vor kurzem dort eingestiegen, in einer Zeit der völligen Umstrukturierung dort, was nicht immer leicht ist. Aber wenn das Ergebnis später stimmt, dann hat es sich hoffentlich gelohnt. In der Praxis arbeiten mehrere junge und ältere Ärzte, so dass es, bis auf ganz wenige Ausnahmen, kaum Schließtage gibt.
Meine Aufgaben in der Praxis sind sehr vielfältig, unter anderem mache ich „nicht-ärztliche Hausbesuche“, was ich wirklich eine gute Sache finde! Ich fahre zu den Patienten nach Hause, nehme Blut ab, mache Verbände, oder was eben anfällt. Im Wechsel mit dem Arzt, damit auch er Kontakt zum Patienten hat.
Ein Schritt in die richtige Richtung…
Ja, genau! Wenn immer weniger Ärzte da sind – und die Leute immer älter werden… tatsächlich steckt das Konzept aber noch ein bisschen in den Kinderschuhen. Aber grade hier auf dem Land ist das wirklich eine super Sache und wäre auch für Lichtenau eine tolle Möglichkeit. Ich bin der Meinung, man hat hier tatsächlich einiges verpasst. Als das Haus Margarethe gebaut wurde und immer noch mehr Neubaugebiete – da hätte man sich mal überlegen müssen: Wie sieht es mit der ärztlichen Versorgung aus? Gibt es genügend Kindergartenplätze? Zu diesem Zeitpunkt wäre es wichtig gewesen, nicht nur Wohnraum sondern auch Infrastruktur zu schaffen, z.B. ein ärztliches Versorgungszentrum. Das sind Themen, die mir einfach wichtig sind und für die ich kämpfen möchte!
Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer ist ebenfalls ein Thema. Wir hatten es eben schon davon: die Hauptstraße vor der Abzweigung nach Moos zu überqueren, ist ja echt ein gefährliches Unterfangen. Wenn ich mir vorstelle, mit Rollator z.B. …
Ja, das ist bei uns zu Hause tatsächlich Dauerthema, weil wir natürlich am Brennpunkt wohnen und mehrmals täglich zu Fuß oder mit dem Fahrrad an der Orlemann-Kreuzung verzweifeln. Eines der Probleme, die ich mit meinem ganz eigenen Pragmatismus versuche anzugehen, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Am Schmutzigen Donnerstag habe ich unter anderem ein Plakat am Rathaus befestigt und einen mobilen Zebrastreifen gebastelt, um den Leuten, als Ziegenbock verkleidet, über die Straße zu helfen. Leider kämpfen in Lichtenau meiner Meinung nach viel zu wenige öffentlich für ihre Interessen. Bessere Querungsmöglichkeiten an der Hauptstaße, Tempo 30, mehr Achtsamkeit für Fußgänger und Radfahrer. Ich würde mir mehr Unterstützung von Seiten der Bürger wünschen und frage mich oft, ist es den anderen wirklich alles völlig egal? Ich bin mir sicher, wenn sich viele zusammentun würden, dann bekäme man manches eher durchgesetzt. Frei nach dem afrikanischen Sprichwort: „Wenn viele kleine Leute, an vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, können wir das Gesicht der Welt verändern.“ Ich glaube da ganz fest daran. Man kann viel bewegen, wenn man einige findet, die sich für eine Sache begeistern. Deshalb möchte ich auch schon jetzt darauf hinweisen, dass Ende Juni wieder STADTRADELN sein wird. Auch hier wird bezweckt, dass viele zumindest eine Zeit lang auf das Fahrrad umsteigen und vielleicht weniger ins Auto. Ein kleines Zeichen für unser Klima. Auch hier müssen wir in Lichtenau dringend anpacken und uns für die Zukunft rüsten!

Interview Dr. Katrin Korth, Listenplatz 1

Katrin, du leitest und koordinierst ein Riesen-Bauprojekt in Tübingen hast du darüber hinaus ein eigenes Planungsbüro und trotzdem noch Zeit für dein Hobby Garten! Du hast jetzt ein ganz neues Beet angelegt – was wächst denn da so?

 

Zunächst mal ist der Garten mehr als ein Hobby, er ist auch Arbeit. Aber vor allem ist er ein Ausgleich für das, was ich sonst mache. Der Garten ist ein Rückzugsraum und eine Erholungsoase.

 

Aber du verfolgst da schon auch Projekte.

 

Ich verfolge da jedes Jahr ein neues Projekt. Vor drei Jahren war es der Teich. Und letztes Jahr habe ich angefangen zu planen für ein Beet, ich nenne es mal ein Klimawandel-Anpassungsbeet.

 

Genau! Über das würde ich gerne sprechen und mehr erfahren…

 

Das Klimawandel-Anpassungsbeet ist aus der Idee entstanden, dass Staudenbeete zunehmend auch in den heißen Sommern Schwierigkeiten haben zu wachsen. Also bestimmte Stauden funktionieren einfach nicht mehr, weil sie mit der Hitze nicht klarkommen. Aber es gibt Pflanzen, die dem Klimawandel besser standhalten können. Z.B. die spanische Edeldistel, bestimmte Gräserarten. Oder Brandkraut, Echinacea, Salbei, Bergminze, Storchschnabel, Katzenminze… Also eigentlich Pflanzen, die wir auch seit vielen Jahren schon kennen in den Gärten, die einfach mit langer Trockenheit gut klarkommen. Auch alle Pflanzen die so silbrig sind, also Wermut, Silberraute, Beifuß… Die kommen einfach mit ihren silbrigen, ledrigen Blätter gut mit  Hitze und Trockenheit klar. Die Idee für diesen Ort im Garten – der ganz schwierig war, weil der einfach im Sommer so heiß wird und die Sonne so drauf knallt – war, dort ein Beet anzulegen, das erstmal gestalterisch mit dem Thema Klimawandel spielt. Also ein trockener Bachlauf und große Hölzer, Steine, Kiesel – und eben Stauden, ein ganzes wogendes Meer von Stauden und Gräsern! Das wollte ich ausprobieren – und jetzt habe ich die Pflanzen eingesetzt und schau jede Woche, wie das wächst J

 

Und muss man die dann auch nicht mehr so viel gießen?

 

Momentan muss man sie natürlich noch viel gießen. Aber wenn sie dann groß sind, dann nicht mehr so! Also es ist natürlich für uns hier, die wir hier leben, in dem Haus und in dem Garten, was Schönes. Aber es ist auch was, wo ich Menschen beraten kann, sozusagen ein kleiner Schaugarten.

 

Und in Sachen Klimawandel hast du ja mal geschaut, was das denn mit unseren Höfen hier macht und den Vorgärten. Und du hast Messungen vorgenommen.

 

Ja, das ist so ein Thema, mit dem ich mich viel beschäftige. Auch wenn ich da öffentliche Räume plane…Öffentliche Räume, z.B jetzt in Tübingen, da ist es ein zentraler Omnibusbahnhof, aber auch Plätze in der Stadt. Es geht ja immer darum, dass man es an diesen Orten im Sommer auch noch aushalten kann, wenn es immer heißer wird. Und das sieht man ganz deutlich auch auf Höfen, in Vorgärten –  überall eigentlich wo wir leben – und dieses Thema mit den Höfen, das treibt mich irgendwie schon ganz lange um, weil ich das so traurig finde. Erst mal wie die Höfe aussehen, wenn sie komplett versiegelt sind. Oder das Schottergarten-Thema. Wird ja oft gemacht, weil Menschen denken, das sei praktisch… Tatsächlich aber wird es unglaublich heiß!  Und in den Höfen habe ich letztes Jahr im Sommer mal geschaut, wie die Hitzeeinstrahlung ist. Das kann man mit einer Wärmebildkamera perfekt messen und da siehst du dann einfach: wenn ein Hof begrünt ist, wenn er Rasen hat oder wenn er Staudenbeete oder Bäume hat, dann macht’s Schatten, klar. Aber es gibt noch einen anderen Effekt, nämlich dass  da, wo etwas wächst, auch eine Verdunstungskälte entsteht. Und deswegen ist es für uns dort angenehmer. Es ist ganz, ganz wichtig, dass wir in den Städten, aber am Ende auch hier bei uns auf dem Dorf, dass wir immer mehr solche grünen Orte schaffen, damit es im Sommer noch auszuhalten ist.

 

Eigentlich wissen wir das – als Planende sowieso. Aber wenn ich Vorträge halte –  wo es dann auch Fotos von der Wärmebildkamera gibt, weil man es damit so plastisch zeigen kann – ist das immer so ein großer Aha-Effekt! Ich möchte damit tatsächlich auch dazu beitragen, dass die Welt ein bisschen schöner ist und dass wir es auch in den nächsten Jahren noch in unserer Welt aushalten können…

 

Wenn ich früher vor Gemeinde- und Ortschaftsräten gesagt habe, wir müssen hier Bäume pflanzen, dann kam oft: Ach Bäume, die machen nur Dreck! Mittlerweile hat sich das komplett geändert und es heißt eher: Ja, Bäume machen Dreck, aber wir haben ja den Klimawandel, es ist ganz wichtig, dass wir mehr Bäume haben. Das freut mich!

 

In Sachen Klimawandel gibt es ja so Angstszenarien. Z.B. Fridays for Future, die arbeiten sehr stark damit. Oder der Chef der UNO sagt: Wir rasen mit dem Schnellzug auf die Katastrophe zu. Das stimmt einerseits. Ich glaube aber, dass man Menschen damit nicht erreichen kann. Man kann sie eher erreichen, wenn man ihnen Möglichkeiten [an die Hand] gibt, wie sie selber mit dieser Situation umgehen können. Und das ist eigentlich mein Ansatz.

 

Also dass man durch bewusste Gestaltung tatsächlich was bewirken kann. Und es kommt ja auch immer was nach. Die Fichten sterben, aber dafür gibt es dann andere Bäume…

 

Die Fichten sind ganz gefährdet, ja. Also Bäume, die flach wurzeln, die keine Anbindung ans Grundwasser haben, Bäume mit einer hohen Verdunstung haben auch Probleme. Kastanien sind da betroffen, Buchen sind auch sehr problematisch. Deswegen werden wir zunehmend gerade in den Städten auch Bäume pflanzen, die eher aus Südeuropa kommen oder aus China oder den USA. Da ist z.B. die Zerreiche, die sieht genauso aus wie eine Eiche, die hat nur etwas kleinere Blätter, weil sie aus Südeuropa kommt. Und damit kommt sie einfach besser bei Hitze klar.  Also da kann man viel machen – und es ist wichtig, dass wir es jetzt tun! Damit die Bäume, wenn sie dann in ein paar Jahren groß sind, auch ihre Wirkung entfalten können. Gerade im städtischen Raum werden mittlerweile viele Bäume gefällt, weil sie einfach mit der Situation nicht mehr klarkommen. Es gibt auch mehr Schädlinge, die durch die Hitze kommen, ganz üble Pilzerkrankungen…Und deswegen müssen wir jetzt im Grunde genommen sukzessive unseren Baumbestand auswechseln.

Jetzt würde ich gerne noch ein ganz anderes Thema anschneiden, so zum Abschluss. Also eine im engeren Sinne politische Frage: Katrin, wie funktioniert Bürgerbeteiligung? Du hast damit ja eine Menge Erfahrung, vielleicht kannst du uns mal ein bisschen was drüber erzählen, wie das funktioniert und was für Auswirkungen das hat.

 

Ich finde, dass das eine ganz spannende Frage ist, weil es darauf auch gar keine einzelne Antwort gibt.

 

Wenn wir uns als Gesellschaft, vor allem als deutsche Gesellschaft anschauen, dann kommen wir historisch gesehen aus einem Obrigkeitsstaat. Als man Deutschland sozusagen als Staat gegründet hat, war das eine Staatsgründung von oben und es gab ganz klar eine Obrigkeit, den Kaiser und den Kanzler Bismarck. So ist das so alles von oben herab eingeführt worden. Und das hat auch dazu geführt, dass wir als Gesellschaft so ein gewisses Obrigkeitsdenken immer hatten.

 

Nach dem Motto, die machen das schon richtig für uns?

 

Die machen das schon richtig oder die wissen das besser. Ich kann sowieso nichts ändern und ich bin ja nur ein kleines Licht. Und dann, wenn man sich die Nachkriegsentwicklung in Deutschland anschaut, gibt es natürlich die 68er Bewegung, es gibt so diese ganzen Bürgerbewegungen, die ja auch dazu geführt haben, dass es mehr Mitsprachemöglichkeiten gab auf der großen politischen Ebene. Die Grünen sind ja ein Ergebnis dieser Bewegungen, die als außerparlamentarische Opposition entstanden und dann irgendwann in die Parlamente eingezogen sind. Aber es hat dann noch mal viel länger gedauert bis dieses Thema Beteiligung oder Partizipation auch sozusagen in jedem Projekt angekommen ist. Und es gibt keine eine Antwort darauf – was ist die richtige Beteiligung?

 

Ich bin davon überzeugt, dass Menschen in ihrem Umfeld sehr wohl wissen, was für sie gut ist, weil sie in diesem Umfeld leben, weil sie wissen, das funktioniert, das funktioniert nicht. Das ist so erste Schritt für mich, dass man nicht von oben herab plant und sagt Ich weiß das alles besser wie ihr, sondern dass man zuhört und dass man sich anhört, was gibt es für Anregungen oder auch was für Ängste. Wenn wir planen, sind das ja immer Veränderungsprozesse – Veränderungen machen generell auch erst mal vielen Menschen Angst.

 

Das sollte ja auf kommunaler Ebene eigentlich am leichtesten zu realisieren sein, denn da hat man das ja alles besser im Blick.

 

Auf der einen Seite, ja  – auf der anderen Seite hat diese Beteiligungsstruktur, die es dann ja gibt, [auch Hürden]. Also: Wir machen jetzt einen Workshop, wir fragen jetzt mal DIE Bürger! Und dann kommt immer die Frage: wer sind DIE  Bürger? Es sind zunächst mal die, die in die Beteiligung kommen. Das kann man bei Beteiligungsveranstaltungen immer gut sehen. Es sind in der Regel Menschen um die 60 und älter, die in Bürgerbeteiligungen gehen…

 

Ist das so, ja?

 

Das siehst du in fast allen Beteiligungen. Und dann sind wir lange davon ausgegangen –  als Planende und in den politischen Gremien  – dass damit eine Planung doch besser geworden ist. Aber wir wissen nicht, ob es für alle besser ist! Also deswegen finde ich, dass der erste Schritt bei Beteiligung ist, dass man informiert, dass man seine Prozesse offenlegt. Und zwar in einer Form, dass nicht ich [als Bürger] unbedingt immer in die Gemeinderatssitzung gehen muss, sondern dass eine Gemeinde, eine Stadt aktiv darüber informiert. Also auf die Bürger zugehen, das ist der erste Schritt.

 

Darf ich da grad mal nachhaken? Woran, glaubst du, liegt es, dass sich vor allem ältere Menschen daran beteiligen? Jüngere sind doch von solchen Entscheidungen meist viel intensiver betroffen?

 

Das stimmt, ich habe mich das lange auch gefragt, und dann habe ich mal überlegt: wie war es bei mir? Ich habe mich lange Zeit auch nicht damit beschäftigt, da war ich mit meinem Studium beschäftigt, da war ich damit beschäftigt, mit meinem Sohn mein Leben zu gestalten, und da hatte ich gar keine Zeit, in Beteiligung zu gehen! Und habe auch gar nicht das Gefühl gehabt, dass mir das was bringt, dass das meine Umwelt besser machen könnte. Und das geht, glaube ich, vielen jungen Menschen so. Und es geht auch vielen Menschen in Familien so, dass sie gar nicht die Zeit haben, in solche Veranstaltungen zu gehen. Deswegen habe ich in den letzten Jahren gute Erfahrungen mit digitalen Formaten gemacht, also Befragungen übers Internet. Da kann man auch mehr informieren. Eine gute Möglichkeit, auch andere Menschen zu erreichen.

 

Also Familien sind so ein Punkt – und wen wir bei der Beteiligung auch gern vergessen, das sind Menschen mit Migrationshintergrund. Die brauchen ohnehin noch mal eine ganz andere Ansprache, in der Regel auch eine direkte Ansprache.

 

Und Jugendliche?

 

Jugendliche gehen nicht in klassische Beteiligungen, weil sie da nicht das Gefühl haben, dass sie gehört werden. Wenn dann ein grauhaariger älterer Mann erzählt, wie die Welt geht, dann ist das für Jugendliche eher abschreckend. Und dann gibt es so eine Phase im Leben, das fängt meistens so ab Mitte 50 an, wo die Menschen sich plötzlich stärker mit ihrem Umfeld identifizieren. Die Kinder sind groß, man ist fest verwurzelt im Ort und dann fängt man auch an, sich stärker zu interessieren – und hat mehr Zeit. [Diese Gruppe] dominiert dann auch oft die Beteiligung.

 

Wäre ja sinnvoll, wenn man ungefähr einen repräsentativen Bevölkerungsschnitt hätte…

 

Das stimmt. Da gibt es [Ansätze], bei denen quasi repräsentativ eine bestimmte Anzahl von Menschen ausgewählt wird nach einem Los Prinzip. Die werden dann zur Beteiligung eingeladen. Das finde ich eine ganz gute Möglichkeit, auch repräsentativ ein Meinungsbild zu bekommen.

 

Und an dieser Stelle dann erzählt Katrin, welche erfolgreichen eteiligungsformen sie bei dem Bauprojekt in Tübingen angewendet haben – hört einfach mal rein… Prädikat lehrreich!

[Unabhängig davon, wie die Beteiligung durchgeführt wird]: wichtig ist immer klar zu haben, wo die Reise hingehen soll. Also wenn ich weiß, ich habe einen Ort, der soll ein Busbahnhof werden, dann muss klar sein, dass das am Ende auch ein Busbahnhof ist und dass er auch funktioniert – [unterschiedliche Belange hin oder her].

Findest du denn, dass es hier genügend Bürgerbeteiligung gibt?

Finde ich nicht. Das ist ja ein großer Punkt, mit dem wir auch als Liste MiTEiNANDER antreten. Wir möchten mehr Offenheit und mehr Transparenz. Wir möchten, dass über die Dinge, die hier im Ort passieren, erst mal informiert wird Wir möchten, dass darüber diskutiert wird. Und wir möchten, dass man das, was hier nötig ist, auch gemeinsam entwickelt. [Transparenz ist tatsächlich eine der großen Motivationen, die wir haben]. Einen Ort zu haben, in dem man versteht, warum Dinge passieren und auch noch mal irgendwann sagen kann Ja, habt ihr an das gedacht oder habt an jenes gedacht, also dass ich einfach als Bürgerin, als Bürger ernst genommen werde.

Katrin, ich danke dir für das Gespräch und wünsche euch viel Erfolg mit der Liste!

Interview Caroline Schwan, Listenplatz 13

Caro – wann seid ihr denn hierhergezogen in dieses Haus?

Im August 2018..

Und dann habt ihr eure Kinder bekommen?

Also ich… Na ja – fifty, fifty! Der Große wird im Sommer sechs und die Kleine ist drei geworden dieses Jahr.

Fühlt ihr euch hier wohl? Gut angenommen von Nachbarn…

Absolut! Also das war wirklich nett! Wir haben anfänglich ein bisschen zurückgezogen gewohnt, weil einfach so viel zu tun war und man sich erst mal einrichten und ankommen musste. Aber die Nachbarn waren alle sehr neugierig und sehr offen. Und wenn man sich irgendwie am Gartenzaun mal gesehen hat, dann kam man gleich ins Gespräch. Die waren alle sehr nett – und haben sich auch über uns gefreut!

Ich denke, Scherzheim ist auch ein freundliches Dorf…

Das würde ich jetzt mal bestätigen! Nach meiner Erfahrung – auch  wenn ich hier nicht jeden kenne –  ja, doch. Ich wohne gerne hier. Ich fühl mich wohl.

Zu Ostern und Halloween und Weihnachten, da gibt es ja echt was zu bestaunen bei euch…

Ja, durchaus! Man hat’s schon gemerkt, wir sind sehr Deko-verliebt….

Wer macht das denn von euch?

Also das ist dann ein ganz gutes Zusammenspiel zwischen meinem Mann und mir – er ist eher der Handwerker und kann dann auch mal was bauen – und ich bin dann für den Feinschliff zuständig.

Du bist ja tatsächlich auch gelernte Bühnenmalerin. Fließt das da mit ein?

Absolut! Wäre jetzt komisch, wenn ich das verneinen müsste… Genau, das kommt mir natürlich dann zugute J

Und überhaupt ist euer Garten ja eigentlich das perfekte Kinderparadies! Ein Abenteuerspielplatz mit allem Drum und Dran…

Ja, da kann man sich austoben – auch als Eltern J Und tatsächlich sind schon Eltern mit Kindern stehengeblieben, weil die Kinder gefragt haben: darf ich mal kurz auf den Spielplatz? Hmm – es ist leider nicht öffentlich, aber…

…auf jeden Fall kommunikativ! Es gibt ja aber auch eine Reihe von öffentlichen Spielplätzen hier. Gibt es denn da Verbesserungsmöglichkeiten? Kann man da irgendwie was attraktiver machen?

Ja, da sammle ich gerade noch Ideen, bin ich dabei, mit anderen Eltern ins Gespräch zu kommen. Es gibt natürlich Dinge, die mir selber schon aufgefallen sind, aber auch Punkte, die von anderen Eltern an mich herangetragen wurden. Bei manchen Sachen weiß ich schon, dass sich da was tun wird, z.B. Sonnensegel. Das ist ein ganz großer Punkt bei fast allen Spielplätzen, dass da einfach ein Mangel an Schattenspendern herrscht. Wenn man mit seinem Kind dann im Sommer auf dem Spielplatz verweilt, dann bruzzelt man dort so vor sich hin. Da soll sich in Scherzheim wohl was tun. Oder z.B., dass die Rutschen längere Ausleger haben – dass das Kind nicht gleich auf dem Popo landet…

Und behindertengerecht?

Ja, das ist auch so ein Thema. Es sind manchmal die einfachsten Dinge, z.B. dass man einen mit Rollstuhl befahrbaren Weg hat. Hier ist ja alles voll mit Wiese, was ja toll ist, aber da kannst du mit Rollstuhl halt nicht durchfahren. Und dann eben die Spielgeräte…

Und gefunden habt ihr auf den Spielplätzen auch so rätselhafte Hieroglyphen… Was steckt denn da dahinter?

Ja, das sind die sogenannten Kommunikationstafeln. Ich denke, dass es so eine Mischung aus Gebärdensprache und Symbolen ist. Das richtet sich an autistische Kinder. Oder eben Kinder, die jetzt nicht der deutschen Sprache mächtig sind. Kinder kommen zwar schnell ins Spiel zusammen, aber um zu verstehen zu geben: ich möchte jetzt rutschen gehen, oder Schaukeln… Es geht also um Kommunikation, wenn es nur über die Worte nicht funktioniert. Da hilft dann die Gestik oder das Symbol.

Bleiben wir noch ein bisschen beim Thema ‚Spielplatz‘ … Für die Liste MiTEiNANDER organisierst du gerade eine Reihe von Spielplatzgesprächen?

Ja – also ich geh einfach auf den Spielplatz mit meinen Zweien und treffe dabei auf Eltern oder Großeltern. Mich interessiert dann auch, wie für sie das Leben so  ist in Lichtenau. Was gibt es da noch für Belange, die gehört werden müssen. Solche Gespräche suche ich. Bürgergespräche, Elterngespräche, Opa-Oma-Gespräche…

Dann hoffe ich, dass dafür das Wetter noch ein bisschen günstiger wird! Und dann hast du noch auf deiner Agenda: Attraktive Freizeitangebote für Kinder, auch außerhalb der Ferien. Was könnte das denn so sein?

Da hab ich so die Bastelangebote im Hinterkopf! Da sehe ich im Moment noch eine Lücke hier im näheren Kreis. Mit meinen Kindern fahre ich da tatsächlich dafür nach Bühl oder nach Achern. Die Kinder kommen dabei mit anderen Kindern in Kontakt, der Austausch ist ja auch wertvoll! Das ist immer eine Bereicherung – und da kommen dann auch Bastelideen, die mir selber vielleicht nicht eingefallen wären J

Das ist ja eine tolle Idee – da könntest du ja … aktiv … als Bastelmama…

Das würde ich mir jetzt noch offen halten. Vielleicht ergibt sich was.

Das hat uns jetzt doch einen guten Einblick gegeben in das, was dich so umtreibt.

Ich vertrete natürlich vor allem jetzt diese Gruppe – junge Familien, Menschen mit Kindern im Kindergarten, Grundschulalter. Natürlich sind dann solche Themen wie Spielplätze oder Freizeitangebote besonders [wichtig]. Und liegen natürlich auch in meinem eigenen Interesse!

Interview Marvin Dorn, Listenplatz 5

Ich habe eine Photovoltaikanlage auf dem Dach, eine kühlschrankgroße Batterie im Keller und heize das – inzwischen gut gedämmte – Fachwerkhäuschen von 1780 per Wärmepumpe. Mache ich damit schon alles richtig oder ist da noch Luft nach oben? Was sagst du dazu, Marvin – als Master in Elektrotechnik – Regenerativen Energien?

Also zwei Sektoren sind da schon mal abgedeckt – Strom und Wärme. Natürlich gibt’s da noch Verkehr. Wichtiges Thema…

Eine Wallbox gibt’s auch…

E-Auto, viel Fahrradfahren und immer zu Fuß – das wäre dann schon ideal. Oder wenn’s geht auf Bus und Bahn zurückgreifen… Aber das ist auf dem Land natürlich schwierig.

Ich habe trotzdem manchmal ein schlechtes Gewissen, weil ich mir vorstelle: wenn ich viel Strom habe, haben auch andere Leute gutes Wetter und die Photovoltaik arbeitet und arbeitet und liefert Strom ins Netz – obwohl gar nicht so viel davon gebraucht wird an solchen Tagen. Und was passiert, wenn alle gleichzeitig mehr Strom benötigen, weil es dunkel und kalt ist – aber keiner aus regenerativen Quellen produziert wird, denn windstill ist es auch noch?

Man muss immer ein bisschen unterscheiden: wenn jetzt nur bei uns regional kein Wind weht, heißt das ja noch lange nicht, dass im Norden kein Wind weht. Umgekehrt: im Dezember war das mal der Fall – in Kiel war wunderschönes Wetter und überhaupt kein Wind. Und bei uns gab es Windgeschwindigkeiten von 20 km/h. Hätten wir jetzt einen größeren Windenergieausbau, hätten wir vielleicht andere Regionen in Deutschland mitversorgen können – wobei Baden-Württemberg selbst einen sehr hohen Verbrauch hat.

Also von den Netzen her geht es, dass der Strom transportiert wird?

Die Problematik mit den Netzen ist ja, dass die größten Verbraucher in Baden-Württemberg, NRW und Bayern sind. Und den ganzen Windstrom vom Norden in den Süden zu bringen, ist das Problem. Wenn wir aber vor Ort produzieren würden…

Aber wir waren ja bei dieser berühmt-berüchtigten Dunkelflaute. Die müssen wir dann schon anders abdecken. Zunächst ist der Plan, Gaskraftwerke [zu bauen], die ja schon mal deutlich weniger CO² verursachen als ein Kohlekraftwerk. Dann haben wir noch den internationalen Handel. Wir haben im letzten Jahr hauptsächlich aus Dänemark Strom eingekauft. Und Dänemark ist auch ein bisschen Transitland, d.h. wir kaufen sehr viel auch aus Norwegen. Norwegen hat ja sehr viel Wasserkraft, Dänemark sehr viel Windkraft und Biogas. Im Sommer kaufen wir dann von Frankreich Atomstrom, der ja auch klimaneutraler ist, sag ich mal…Oder klimaneutral, eigentlich. Emittiert zumindest kein CO²… Die verkaufen deshalb, weil man Atomkraftwerke nicht so gut hoch-und runterregeln kann, d.h. im Winter verbrauchen sie ihren Strom selbst und im Sommer haben sie einen Überschuss, den sie günstig verkaufen. Wir könnten den auch selbst produzieren mit Kohle- oder konventionellen Kraftwerken…

Kohlekraftwerke? Da sind wir ja auch keine Fans von, oder?

Genau. Aber besser als flächendeckend abschalten. Wenn wir nur die letzten 20%, also den Stromverbrauch in der Spitze, über konventionelle Kraftwerke abdecken, haben wir schon mal extrem viel gewonnen. Das wär schon gigantisch! Was da jetzt aber auch immer mehr kommt: kurzzyklische Dunkelflauten wie im Sommer Tag/Nachtwechsel, die kann man sehr gut auch mit großen Batteriespeichern abfangen. So ein paar Stunden kann man da schon abdecken. Ein Beispiel: wenn die ENBW jetzt Photovoltaikparks bauen, dann eigentlich nur noch mit Speicher, um eben diesen Last-Shift zu haben vom Mittag  in die Abend- oder frühen Morgenstunden. Die Zeitspanne der Photovoltaik wird größer durch Speicher.

Ist die Speicherentwicklung denn schon so weit? Können wir unbegrenzt Strom speichern?

Von der Technologie sind wir so weit, dass wir das eigentlich alles können. Grad Batteriespeicher – die Entwicklung ist Wahnsinn, was da vorwärts geht. Auch die Kapazitäten, die Preise vor allem. Da rechnet man z.B. damit, dass Elektroautos günstiger werden als Verbrennerautos. Das kann in Zukunft auf jeden Fall kommen. Aber angenommen, wir hätten ein Energiesystem mit 100% Erneuerbaren, dann muss man auf Wasserstoff und Derivate zurückgreifen.

Ist das auch so ungefähr der Themenbereich, in dem sich  deine Doktorarbeit bewegt?

Was wir machen, das ist noch ein bisschen ein anderer Ansatz. Es gibt so eine relativ neue Entwicklung, das nennt man Netzbooster. Es wird ja immer relativ viel gemeckert über das deutsche Netz – dabei: wir haben in Deutschland mit Sicherheit eines der sichersten Netze weltweit, eines der besten Netze weltweit. Wir haben da die sog. n-1 Regel, d.h. jeder Teil des Netzes dürfte theoretisch ausfallen und die anderen [Teile] würden das dann übernehmen. Also Netzsicherung. Der Booster sorgt dann dafür, dass wir das ganze Jahr über die Netze höher auslasten können alsbisher. Man muss gar nicht viel ausbauen, keine neuen Trassen ziehen – und kann trotzdem mehr Energie von Nord nach Süd transportieren. Diese Booster gibt es schon – und wir prüfen jetzt, wie kann man das erweitern mit Wasserstoff.

Neben Doktorarbeit, Angelsportverein und Fußball, wenn du zuhause [in Grauelsbaum] bist, bist du auch ehrenamtlich aktiv in einer Bürgerenergiegenossenschaft in Karlsruhe. Was genau läuft da?

Bürgerenergiegenossenschaften sind ja schon lange bekannt, vor allem im Norden, mit Windrädern. In Karlsruhe ist die erst ein Jahr alt, aber der Bedarf ist extrem hoch. Wir haben da auch schon ganz viele Projekte. Da werden wirklich die großen Anlagen gebaut. Es gibt ganz viele Flächen, die aber nicht bebaut werden können, weil kein Geld da ist. Eine Kommune hat halt immer das Problem, sie muss sich entscheiden. Nehme ich das Geld und baue eine PV-Anlage oder nehme ich das Geld und renoviere z.B. einen Teil des Kindergartens. Und das muss dann ja auch immer politisch gerechtfertigt werden. Wenn jetzt aber eine Bürgerenergiegenossenschaft [zur Kommune] kommt und sagt ‚Ihr habt die Fläche, ihr bekommt Einnahmen – Dachpacht- und wir bauen die Anlage und haben Einnahmen durch erneuerbare Energien‘…

…das heißt also, die Mitglieder dieser Genossenschaft geben da Geld rein, damit das dann gebaut werden kann.

Genau, ja.

….und die Gemeinde muss zustimmen, nimmt die Einnahmen von der Dachpacht und steckt sie in die Renovierung des Kindergartens! Und geht das auch weiter? Wer kriegt dann den Strom? Bleibt der in der Gemeinde?

Das Ideale für uns ist dann natürlich, wenn wir den direkt vor Ort verkaufen können. Wir müssen aber zum Teil auch über die Strombörse ganz normal verkaufen.

Wäre das jetzt was, was du dir auch vorstellen könntest hier für Lichtenau?

Eine eigene Bürgerenergiegenossenschaft zu gründen für Lichtenau, wäre vermutlich sehr viel Aufwand. Ich würde eher einen anderen Ansatz wählen: man connected sich mit anderen Bürgerenergiegenossenschaften und sagt ‚Hey, wollt ihr das nicht bei uns machen?‘ und wir machen ordentlich Werbung in der Kommune, um Mitglieder zu gewinnen, um Geld einzuwerben und damit eben Anlagen zu bauen. In Freiburg z.B. gibt’s ganz viele Bürgerenergiegenossenschaften, in Durmersheim gibt’s auch eine. Die sind immer interessiert.

Hast du denn in Lichtenau schon geeignete Gebäude ausgemacht?

Die Turnhalle z.B. Und diese Bürgerenergiegenossenschaften beziehen sich nicht nur auf Kommunen. Eigentlich arbeiten die mit allen zusammen. Mit Stadtwerken, Firmen, Sportvereinen. Gibt bestimmt einiges, was man noch tun könnte bei uns.

Du hältst ja auch noch einen Vortrag über das Thema ‚Energiewende einfach erklärt‘. Wann findet das statt?

Mittwoch, den 15.Mai um 19 Uhr im Heimatmuseum.

Also – wenn ich das Sagen hätte, ich würde dich als Energiemanager bei der Stadt anstellen! Marvin – ich danke dir für das Gespräch.

Interview Renate Schwarz, Listenplatz 2

Du bist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Büro des Landtagsabgeordneten Jonas Weber. Was machst du da genau?

Im Wahlkreisbüro in Rastatt bin ich eigentlich für alles zuständig. Mit meiner Kollegin zusammen organisieren wir alle Termine, vor allem die im Wahlkreis von Jonas, aber auch die, die er im Landtag hat – Fraktions-, Ausschuss-und Plenarsitzungen. Es gibt noch einen Kollegen im Landtagsbüro, der sich um Details kümmert, aber einen groben Kalenderüberblick hab immer ich. Termine im Wahlkreis bereite ich auch inhaltlich vor. Die Anliegen der örtlichen Parteiorganisationen, alle Bürgeranfragen, Anliegen von Unternehmen werden im Wahlkreis bearbeitet, da bereiten wir die Antworten für den Abgeordneten vor. Ebenso Pressemitteilungen und Presseauswertungen.

Und das ist sozusagen dein Erwerbsjob?

Richtig.

Das klingt ganz schön umfangreich. Ansonsten bist du ja auch sehr aktiv in den Vereinen, im Hoftheater als stellvertretende Vorsitzende, im Heimatverein bist du…

…Mitglied ja, aber nicht so aktiv. Ich bin in vielen Vereinen, weil’s mich interessiert und weil ich die unterstützen will. Z.B auch den Angelsportverein – ich bin gar keine Anglerin! Ich weiß aber, dass die ganz viel im Bereich Gewässeruntersuchung und Naturschutz machen. Bin da auch immer auf der Mitgliederversammlung und hör mir das an. Ich denke, ich bin lieber in dem Verein und gebe denen regelmäßig den Beitrag für ihre Arbeit als dass ich immer mal wieder mit Spenden was unterstütze.

Und Trachtenkapelle? Spielst du denn ein Instrument?

Bin ich eben auch da drin, weil ich denke, die machen tolle Arbeit. Auch mit der Schule zusammen, mit der Bläserklasse. Ein Instrument spiele ich leider nicht, da bin ich als Kind nicht dazugekommen…

Außerdem bist du bereits Ortschaftsrätin in Muckenschopf.

Ja – seit 1989 durchgehend. 1989 wurde ich auch das erste Mal in den Gemeinderat gewählt, war die letzten 5 Jahre nicht im Gemeinderat, aber davor auch durchgehend.

Und Kreisrätin in Rastatt bist du auch…

Ja.

Kommst du aus Rastatt? Frage ich jetzt nur aus Neugier, weil ich selber da herkomme…

Nee – ich bin ja Bremerin. Bin in Bremen geboren und – da kann ich jetzt mal einen Schwenk machen – habe in Freiburg studiert, da hab ich meinen Mann kennengelernt, der kam aus Lichtenau. Und wir sind dann zusammen nach Muckenschopf gezogen.

So kommt man also nach Muckenschopf J

Richtig. Und dass ich Kreisrätin bin: der Kreistag ist zusammengesetzt aus dem ganzen Landkreis Rastatt und unser Wahlkreis umfasst Lichtenau, Ottersweier und Bühlertal. Und da bin ich für die SPD als Vertreterin im Kreistag in Rastatt.

Auf jeden Fall eine ganze Menge politisches Engagement. Und jetzt bist du aber für die Gemeinderatswahl auf der Liste MiTEiANDER? Wieso?

Es ist so, dass Gebhard Deibel von den Grünen und ich uns mal darüber unterhalten hatten, dass es bei der Kommunalwahl jetzt schwierig ist, Parteienlisten zu machen, weil immer weniger Leute sich bereit erklären zu kandidieren. Da haben Gebhard und ich überlegt: warum machen wir nicht einfach was zusammen? Unsere Vorstellungen sind nicht überall deckungsgleich, aber wir gehen in eine Richtung. Wir versuchen, eine offene Liste zu machen. Wir verstecken unsere Parteizugehörigkeit nicht, aber wir können auch zusammen und miteinander arbeiten.

Aber der Gemeinderat hat ja bereits eine Fraktionsgemeinschaft CDU/SPD, die zusammen 5 Gemeinderäte stellen…

Ja. Das war 2019 dem Umstand geschuldet, dass die SPD nur mit einer Person in den Gemeinderat gewählt wurde, die Jennifer Betzing, kein Parteimitglied. Da war dann das Angebot der CDU –damit sie von den Besprechungen der Fraktionsvorsitzenden auch Informationen erhält und zu den Fraktionssitzungen der CDU dazu kommen kann, damit sie auch ein bisschen Hintergrundinformation bekommt. Da waren wir auch dankbar, dass die das angeboten haben. Jetzt kandidiert Jennifer bei den Freien, sie kam vorher von der BFL…

Na sowas…..

Du bist auch noch ehrenamtlich tätig. Als Mitglied im Trägerverein Frauen- und Kinderhaus Baden-Baden und Rastatt – und im Flüchtlingshelferkreis.

Den hatten wir 2015/16/17 in der Stadt mal aufgebaut. Als damals die Flüchtlinge auf die Kommunen verteilt wurden, da haben wir gesagt, wir unterstützen. Dieser Flüchtlingshelferkreis ist ein wenig eingeschlafen… einige machen noch ganz individuell etwas. Ich auch.

Man kann wohl sagen, dass das Thema im Moment nicht so hoch im Kurs steht… Du hast u.a. zwei Frauen, die du direkt betreust

Ja – zwei Familien, also Frauen mit Kindern. Die eine habe ich kennengelernt, als sie in Lichtenau eingezogen ist. Die hat in Rastatt die Vorbereitungsklasse besucht – und da habe ich sie, weil ich ja jeden Tag auch nach Rastatt gefahren bin, morgens immer mitgenommen zur Schule. Das war nicht so ihre Welt… Sie ist dann schwanger geworden, ich hab sie durch die Schwangerschaft begleitet, alle Papiere erledigt. Sie hat dann jemanden kennengelernt, von dem auch noch 2 Kinder bekommen. Alle 3 Kinder – 7, 5 und 3 sind sie jetzt – kenne ich seit der Geburt. Und unterstütze sie bei der Sache mit Jobcenter, Landratsamt, Kindergarten, Schulanfänger, Arzttermine, alles.

Ist das viel Papierkram?

Jo!…      Und  die andere Familie – die mit den 5 Kindern, die ist hergekommen aus Muggensturm, weil sie gehört hat, dass hier jemand gut hilft. Da hat sie den Antrag gestellt, hierher zu kommen. Mit damals drei Kindern. Das vierte Kind – 2017 geboren – kenne ich auch seit der Geburt. Und die fünfte Tochter ist eben im August geboren.

Und sind die beiden Frauen via Schleuser oder so hierhergekommen?

Das kann ich dir nicht ganz genau sagen, weil sie nicht so viel darüber erzählen.

Ich stell mir das furchtbar vor –  Frauen auf der Flucht sind doch echt Freiwild…

Die Vermutung liegt nahe. Eine Jugendliche ohne Eltern – eine junge Frau, die hier mit ganz kleinen Kindern ankommt… Aber was ganz Schönes habe ich dadurch auch erlebt: ich bin die ‚Oma‘ von den Kindern – und das macht sehr viel Spaß!

Und es gibt anderes Schönes:  ich hatte eine syrischen Mann in Greffern begleitet, die Frau nachgekommen, auch geflüchtet über etliche Stationen. Die Familie wohnt jetzt in Rastatt, hat ein Kind, verdient ihren eigenen Unterhalt, braucht nichts mehr! Da ist aber auch die Grundlage ein bisschen anders gewesen, weil beide eine sehr gute Ausbildung schon hatten und im Beruf gearbeitet haben. Die haben sich auch dahinter geklemmt, denen hat man mal was gezeigt, welche Ämter, wohin, was machen – und dann haben die das auch selber auf die Reihe gekriegt. Alle drei sind jetzt Deutsche!

Das ist bestimmt ein tolles Gefühl, sie so weit begleitet zu haben!

Ja.  

Dein Engagement in dem Bereich: hat das auch ein bisschen was mit deiner Leidenschaft zu reisen zu tun?

Ja. Weil mich andere Länder interessieren. Mich interessiert, wie leben andere Menschen. Das war auch schon vor dem großen Engagement so, dass ich einfach gerne reise, gerne mir das anschaue und in jedem Land gesehen habe: die Leute wollen friedlich leben, die Leute wollen genug zu essen und zu trinken haben, sie wollen ein schönes Umfeld haben, ob Familie oder Freunde. Und das verbindet uns alle! Auf der ganzen Welt.

Aber man lässt sie nicht?

Die Bedingungen sind sehr unterschiedlich. Und wie jeder damit umgeht – da kann ich keinen verurteilen – außer wenn Gewalt im Spiel ist. Aber ansonsten macht jede und jeder das, was in ihrem Umfeld am einfachsten ist, was man umsetzen kann unter den Bedingungen, unter denen man lebt.

Hast du für dieses Jahr – also nach den Kommunalwahlen – denn eine Reise geplant?

Im Moment weiß ich’s noch nicht so ganz genau, ich hab mal Bhutan angeschaut, da war ich noch nicht. Es gibt Länder, da wollte ich gerne hin – Jemen: geht nicht mehr – Mali: geht nicht mehr. In Ecuador, Bolivien und Peru, da war ich schon – was jetzt auch nicht mehr so geht… Vielleicht nochmal von Südamerika den nördlichen Teil: Venezuela oder Mittelamerika. Mongolei möchte ich noch gerne. Tibet auch, da hab ich aber noch so meine chinesischen Bedenken…

Hast du denn zuhause so einen Globus, wo du überall Fähnchen drin stecken hast?

Nein, keinen Globus! Ich habe eine Weltkarte an der Tür hängen – und da sind die Pins drin!

Das war so dass, was ich vorbereitet habe – danke, Renate! Gibt es darüber hinaus etwas, was ich unbedingt noch fragen sollte?

Da fällt mir jetzt schwer, dir ne Frage in den Mund zu legen J

Wir haben uns dann noch eine ganze Weile unterhalten, Renate und ich. Und unter anderem erzählte Renate mit viel Humor von ihrem beruflichen Werdegang. Hört einfach mal rein!

Interview Sophie Bayer, Listenplatz 6

Hinweis: Das Interview gibt es als Text und als mp3 (einfach anklicken)

Auf der Website der Liste MiTEiANDER habe ich gelesen, dass du vereinstechnisch ganz schön aktiv bist. Was machst du da so alles?
Ich bin im Samurai Lichtenau, seit 10 Jahren mittlerweile, Kampfsport Ju-Jutsu. Dann spiel ich in der Jugendkapelle und hab Einzelunterricht; Querflöte. Bei den Frechdachsen war ich als Kind und bin mittlerweile Teamerin. Und seit letztem Jahr gehe ich als Teamerin mit meiner Freundin ins Zeltlager mit.
Das ist von der Katholischen Jungen Gemeinde. Das bringt bestimmt Spaß!
Ja, das ist immer schön.
Dann bist du ja eigentlich schon ganz schön beschäftigt freizeittechnisch… Hast du sonst noch Hobbys, ist noch Platz für irgendwas?
Ich lese sehr gerne. Ab und zu abends oder wenn wir irgendwohin fahren.
Und außerdem hast du ja noch Schule…
Ja – die existiert auch noch!
Du gehst aufs Technische Gymnasium. Wie lange ist denn dein Schulweg?
Mittlerweile kürzer, weil ich jetzt Motorrad fahre. Aber eine Viertelstunde mindestens ist schon drin. Das sind so 11 Kilometer, bisschen mehr.
Und davor bist du mit dem Bus gefahren?
Ja – da habe ich deutlich länger gebraucht.
Du hast an der Schule den Schwerpunkt Umwelttechnik gewählt. Das klingt spannend. Was macht man da?
Wir machen generell Energie, Wärme, Elektrizität, Elektrotechnik, aber auch Bio. Also ganz viel Unterschiedliches. Wir haben tatsächlich auch viele Lehrer. Wir waren in der Geothermie, wir haben eine Kläranlage besucht, also es ist auch gut Praxis mit dabei. Das ist im Prinzip ein duales System.
Also neben deiner musischen Verlangung – Querflöte – bist du durchaus auch wissenschaftlich interessiert. Was habt ihr denn sonst noch für Fächer?
Wie an jedem Gymnasium, wird ja auch Abitur dann. Also Mathe, Deutsch, Englisch. Geschichte, Gemeinschaftskunde, das ist so eine Kombi auf dem Technischen Gymnasium. Außerdem Ethik. Und als Wahlfach ‚Sondergebiete der Technik‘. Da brauche ich keine 2. Fremdsprache. Informatik haben wir auch.
Programmiert ihr da auch?
Bisschen. Aber es hält sich noch in Grenzen.
Auf Gemeinschaftskunde wollte ich eigentlich raus: habt ihr denn da auch was über das neue Wahlrecht erfahren?
Tatsächlich im Unterricht noch nicht so wirklich. Es ist tatsächlich eher Geschichtsunterricht als wirklich Gemeinschaftskunde, wir sind eher mehr vergangenheitsmäßig unterwegs. Also in der Schule kommt nicht so viel bezüglich wie es jetzt aussieht mit ab 16 wählen und so.
Schade – dabei habe ich da ganz tolle Unterrichtsmaterialien zu gefunden…
Ja. Ist mit dem Bildungsplan ein bisschen schwierig, wegen Zeit.
Ihr müsst ja alle immer alles schnell durchklopfen.
Ja.
Du bist 2007 geboren, d.h. du bist jetzt 16 und gehörst damit zum ersten Jahrgang, der tatsächlich auch das passive Wahlrecht hat. D.h. du darfst nicht nur wählen, sondern kannst auch gewählt werden. Das geht im Moment tatsächlich nur in Baden-Württemberg. Was hat dich veranlasst, gleich da mittenrein zu springen in die Kommunalwahl?
Also warum nicht. Jetzt habe ich die Chance. In 5 Jahren bin ich 22, wer weiß, ob ich da überhaupt noch hier bin. Ich kann’s jetzt machen. Warum probiere ich’s nicht mal! Das hat sich dann so ergeben.
So schreibt du es auf der Website: du willst den Jungen auch eine Stimme geben. Das scheint dringend geboten. Nur 1,8 % aller Gemeinderäte in den Reg.-Bezirken Freiburg und Karlsruhe sind unter 25 Jahre…
Das ist sehr wenig.
…während der Anteil dieser Altersgruppe in der Gesamtbevölkerung 26% beträgt. Dagegen sind etwas mehr als 59% über 55 Jahre- da hast du es dann schon mit einer ganz anderen Generation zu tun!
Ja.
So eine Wahl, das klappt ja nicht immer auf Anhieb. Kann ja, könnte ja tatsächlich schiefgehen. Das würde dich doch aber hoffentlich nicht entmutigen?
Nö. Wenn ich gewählt werde, gehe ich in den Gemeinderat. Aber ich mach mir jetzt auch nichts draus, wenn’s nicht klappt. Ich versuch’s einfach.
Das ist gut. Und abgesehen davon, wärst du auch in 5 Jahren immer noch jung genug, um den Altersschnitt zu senken.
Ja – da könnte ich es dann auch nochmal probieren.
Wie nimmt das eigentlich dein Umfeld so auf? Deine Freundinnen und Freunde, deine Mitschüler*innen, deine Vereinskamerad*innen?
Ich hab tatsächlich eigentlich nur Positives gehört. Die waren eigentlich wirklich echt begeistert. Alle waren so cool. Ich habe nur Zuspruch bekommen.
Und deine Eltern unterstützen dich wohl auch.
Ja. Ja!
Ich hab gehört, dass Gemeinderatssitzungen in der Regel ziemlich lange dauern, oft bis mitten in die Nacht. Und ich glaube, der Unterhaltungswert ist auch eher … eingeschränkt.
Ich hab auch schon mitbekommen, dass das lang dauert. Aber ich glaube, wenn ich tatsächlich reingewählt werden würde, dürften die gar nicht so lange machen, weil ich ja dann im Prinzip noch minderjährig bin.
Aha – du wirst sie zur Raison rufen!
Ich bin mir nicht sicher, aber wahrscheinlich müssten sie dann entweder früher anfangen oder aber eben mehr eingrenzen. Das zu sehen wäre tatsächlich mal interessant.
Da bin ich auch gespannt. Wie willst du die Belange von Jugendlichen im Gemeinderat einbringen?
Tatsächlich hab ich jetzt so als kleine Aktion, dass ich mit Jugendlichen Inliner fahren möchte, so mit einer Tour durch Lichtenau, um dann die währenddessen zu fragen, was gefällt Ihnen denn an Lichtenau, wie ist es, habt ihr irgendwelche Ideen. So dass ich dann durch die Erfahrungen oder Wünsche von denen ein bisschen weitergeben kann oder möchte, um dann zu sagen, was kann man ändern, was ist gut, einfach dass man das überhaupt mal zur Sprache bringt.
Also machst du eine gemeinschaftliche Aktion, um das zu sammeln, was aus eurer Sicht so dringend hier ist.
Genau.
Wäre denn so ein Jugendgemeinderat – den es ja tatsächlich auch in etwa 100 Gemeinden in Baden-Württemberg gibt – nicht vielleicht sogar ein effektiveres Gremium, um die Kommunalpolitik in eurem Sinne zu beeinflussen?
Könnte schon sein. Wenn dann einige im Jugendgemeinderat wären, hätte man einfach eine höhere Anzahl von Stimmen, die dann im Prinzip auch in dem ‚großen‘ Gemeinderat was bewirken können, besser als alleine. Aber ich zweifle, ob es in Lichtenau genügend Jugendlich gäbe, die auch wirklich Interesse zeigen würden, dass das überhaupt zustande kommt. Ist immer schwierig, irgendwie abzuwägen.
Soweit ich das gelesen habe, ist ja tatsächlich auch beides möglich, also dass du sowohl Mitglied im Gemeinderat bist als Im Jugendgemeinderat. Das wäre also auch eine Möglichkeit. Fand ich eine interessante Geschichte, man lernt ja auch immer selber dazu.
Das stimmt!
Das haben wir ja nun bereits angesprochen, wie und wo du dir deine Anregungen holen willst und wie du auf dein Altersumfeld zugehen kannst. Aber es gibt auch schon einen Punkt, der wohl wichtig ist, nämlich ein Jugendtreff. Du selbst bist ja eigentlich gut eingebunden in Vereinen. Was denkst du, ist da die Zielgruppe? Warum haltet ihr das für so wichtig?
Klar trifft man sich in Vereinen, aber man trifft sich, weil man halt was Gemeinsames macht, was einen irgendwo verbündet, wie z.B. die Musik oder der Kampfsport. Aber beim Jugendtreff soll einfach jeder so sich kennenlernen, egal ob jetzt Scherzheim oder was auch immer. Egal welches Alter, das kann ja auch relativ jungendaltersübergreifend sein. Einfach, dass man uns einmal einen Raum gibt, wo wir im Prinzip wir sein können, wo wir einfach uns austoben können, in welcher Form auch immer. Müssen jetzt nicht nur 17, 18-Jährige sein, sondern auch Jüngere.
Soll das irgendwie betreut sein?
Der Raum kann auch selber gestaltet sein. Und klar, irgendwann muss ja wer die Verantwortung übernehmen, sonst geht’s nicht. Dass es ein, zwei Verantwortliche dafür gibt, egal ob es ein Erwachsener ist oder eine Teamerin oder ein Teamer…
Gäbe es da irgendwie einen Leerstand, den man so ins Auge fassen könnte?
Ich denke, es ist schwierig in Lichtenau, ich weiß nicht. Das alte Rathaus von Ulm stand mal leer, aber ich glaube, dafür haben sie jetzt auch schon weitere Pläne. Die Schule in Scherzheim wäre ev. in Frage gekommen.

Das Interview mit Sophie führte Ute Henkenherm